Michael Chalupka ist neuer evangelisch-lutherischer Bischof

Chalupka: „Evangelium steht für Gemeinschaft, die niemanden ausgrenzt“

Wien (epdÖ) – Der neue Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich heißt Michael Chalupka. Der 59-jährige Wiener wurde am Samstag, 4. Mai, in Wien von den Delegierten der Synode mit der notwendigen Zweidrittelmehrheit gewählt. Im 12. Wahlgang entfielen auf den früheren Direktor der Diakonie Österreich und aktuellen Geschäftsführer der Diakonie Bildung 47 von 62 Stimmen. Der oberösterreichische Pfarrer und Senior Andreas Hochmeir erhielt 14 Stimmen, eine Stimme war ungültig. Der dritte Kandidat, der Kärntner Superintendent Manfred Sauer, hatte seine Kandidatur nach dem 6. Wahlgang zurückgezogen. Sein Amt als Nachfolger von Bischof Michael Bünker, der in den Ruhestand tritt, wird Chalupka am 1. September antreten.

„Ich nehme die Wahl mit Freude und Dankbarkeit an“, sagte Michael Chalupka kurz nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses und zeigte sich „überwältigt und berührt“ von der „intensiven Auseinandersetzung“ um dieses Leitungsamt. Die evangelische Kirche setze sich aus vielen Traditionen zusammen, gemeinsame Aufgabe sei es, „aufeinander zuzugehen und Brücken zu bauen“.

Andreas Hochmeir gratulierte dem neuen Bischof und bot seine Zusammenarbeit an. Das gemeinsame Ringen um die Entscheidung habe er positiv erlebt. Auch Manfred Sauer gratulierte und wünschte Chalupka „Gottes inspirierenden Geist“ für das Amt.

Michael Chalupka wurde 1960 in Graz geboren, studierte Theologie in Wien und Zürich, war Pfarrer in Mistelbach, steirischer Fachinspektor für Religionsunterricht, von 1994 bis 2018 Direktor der evangelischen Hilfsorganisation Diakonie Österreich und ist seitdem Geschäftsführer der Diakonie Bildung. Die zunehmende Säkularisierung und das Abdrängen von Glauben und Kirche ins Private hält Chalupka „für eine zentrale Herausforderung, vor der wir als Evangelische Kirche stehen.“ In dieser Situation gelte es zu vergegenwärtigen, dass „unser Glaube nicht unser Eigentum ist, das wir gestalten dürfen wie unser Schrebergärtlein, sondern ein Geschenk Gottes, das uns in Dienst nimmt und befähigt, mutig Kirche in der Diaspora zu sein.“ Die plurale Gesellschaft brauche Orte wie die Kirche, an denen unterschiedlichste Menschen einander begegnen, die sonst nie zusammenkämen, „wie einen Bissen Brot“. Der frühere Diakonie-Direktor verweist zudem auf das notwendige Zusammenspiel von Kirche und Diakonie: Die eine könne es nicht ohne die andere geben, das diakonische Engagement sei „wesentlicher Teil der Kirchenentwicklung“. Um die „rechtlichen, politischen und organisatorischen Herausforderungen“ der Zukunft bewältigen zu können, brauche es „gemeinsam gestaltete Prozesse, in denen alle zu Wort kommen und zu erzielten Ergebnissen stehen können“, so Chalupka.

In der Gesellschaft herrschten zunehmend Angst und Einsamkeit sowie die Propagierung eines „Wir-Gefühls“ vor, das andere ausschließe. Das Evangelium nehme hingegen die Angst und „steht für eine Gemeinschaft, die niemandem ausgrenzt.“ In einer Gesellschaft, „wo wir immer mehr auf das Ich zurückgeworfen werden“ gelte es zu verstehen, „das Leben, die Schöpfung, wir selbst – wir kommen nicht aus uns. Es gibt einen, der uns geschaffen hat.“ Als Bischof versteht sich Chalupka als „Ermöglicher“, die öffentliche Rolle des Bischofs enthalte auch ein geistliches Element: „Wenn der Bischof öffentlich spricht ist es immer ein Akt der Verkündigung.“

Hier finden Sie ein Fotoalbum mit Fotos von der Wahl und Informationen zum Wahlverlauf.


Chalupka: „Was Kirche ausstrahlt, wird gesamtgesellschaftlich gebraucht“

Bewahrung der Schöpfung als besondere Aufgabe der nächsten Jahre

Wien (epdÖ) – „Meine dringlichste Aufgabe als Bischof wird sein, möglichst viel zuzuhören und zu sehen von der Vielfalt, die diese Kirche ausmacht.“ Das sagte der neugewählte Bischof der Evangelischen Kirche A.B., Michael Chalupka, in einem ersten Gespräch mit Medienvertretern nach seiner Wahl am Samstag, 4. Mai. „Ein Bischof muss zuhören, bevor er selbst spricht.“ Besonders betont der designierte Bischof die Aufgabe der Kirche in der Bewahrung der Schöpfung: „Es genügt nicht, als evangelische Kirche daran zu erinnern und zu mahnen, sondern es braucht entscheidende Schritte in der Führung der Pfarrgemeinden. Wir haben diese Welt von unseren Kindern und Enkelkindern nur geborgt.“ In der Debatte um den Karfreitag sei viel Porzellan zerschlagen worden. Hier will Chalupka der Bundesregierung das Gespräch anbieten, erwartet aber Schritte und Zeichen von deren Seite. Die Evangelische Kirche solle von der Politik wieder als „wichtiger Teil der Gesellschaft“ wahrgenommen werden.

Mit seiner Wahl – die Entscheidung fiel im zwölften Wahlgang – habe die Synode gezeigt, „was unsere Kirche ausmacht, dass sie demokratisch verfasst ist und eine Vielfalt anbietet.“ Das, was die Kirche ausstrahle, werde auch gesamtgesellschaftlich gebraucht. „Das Leben in den Gemeinden bringt Menschen zusammen, die sich sonst nie begegnen würden. Diese Orte fehlen in unserer Gesellschaft.“ Ein großes soziales Thema seien die Furcht vor Veränderung und die Einsamkeit der Menschen. Da habe die Kirche ein Angebot für alle, „denn das Evangelium nimmt die Furcht“.
Der amtierende Bischof Michael Bünker – er scheidet Ende August aus dem Amt – sprach von einem „großen Schritt“. Die Zweidrittelmehrheit, mit der Chalupka gewählt wurde, „verbürgt, dass derjenige, der gewählt wird, sagen kann: Die Verantwortlichen in der Kirche stehen hinter mir.“ Die Herausforderungen an die Kirche seien groß, bei Michael Chalupka wisse er sie aber in guten Händen: „Die Kirche wird mit Michael Chalupka einen guten Weg in die Zukunft gehen“.

Auch Synodenpräsident Peter Krömer betonte in dem Gespräch vor Medienvertretern: „Wichtige Wahlen und Entscheidungen müssen mit einer großen Bandbreite gefällt werden.“ Er freue sich schon auf die Zusammenarbeit mit Chalupka.


...auf dem Weg zur Wahl

Am 4. Mai wählt die Synode der evangelisch-lutherischen Kirche im Wiener Albert Schweitzer-Haus einen Nachfolger für Bischof Michael Bünker.

Die Nominierungen sind abgeschlossen.
Der Wahl stellen sich der frühere Diakonie-Direktor und jetzige Geschäftsführer der Diakonie Bildung Michael Chalupka, der Wallerner Pfarrer und oberösterreichische Senior Andreas Hochmeir und der Kärntner Superintendent Manfred Sauer.

Kurze Porträts finden Sie auf der Homepage der Evangelischen Kirche.

Weitere Links zum Thema:

Der Standard, 25.03.2019

ORF Religion, 22.4.2019