Predigt aus dem Familiengottesdienst zum 4. Advent, 19.12.2021

Wollen Sie wissen, wie der Urahn unseres Adventkranzes ausgesehen hat und wer ihn erfunden hat?

Alles hier nachzulesen!

Psalm 130

 Aus der Tiefe rufe ich, HERR, zu dir.

 Herr, höre meine Stimme!
Lass deine Ohren merken auf die Stimme meines Flehens!

Wenn du Vergehen anrechnen wolltest, Herr,
wer könnte vor dir bestehen?

Doch du schenkst uns Vergebung,
damit wir dich ehren und dir gehorchen.

Ich setze meine ganze Hoffnung auf den Herrn,
ich warte auf sein helfendes Wort.

Meine Seele wartet auf den Herrn
mehr als ein Wächter auf den Morgen.

Mehr als ein Wächter sich nach dem Morgen sehnt
hoffe Israel auf den HERRN!
Denn bei dem HERRN ist die Gnade
und viel Erlösung.

Und er wird sein Volk befreien
von aller Schuld!

 

Römer 8,18-25

Der Apostel Paulus schreibt:

Ich bin überzeugt:
Was wir in der gegenwärtigen Zeit noch leiden müssen,
steht in keinem Verhältnis

zu der Herrlichkeit,
die Gott uns zugedacht hat
und die er in der Zukunft offenbar machen wird.

Noch ist alles auf Erden der Vergänglichkeit unterworfen.

Darum wartet die ganze Schöpfung sehnsüchtig auf den Tag,
an dem sie von Tod und Vergänglichkeit befreit wird
zur herrlichen Freiheit der Kinder Gottes.

Wir erleben ja,
dass die ganze Schöpfung jetzt noch stöhnt
wie unter den Schmerzen einer Geburt.

Und selbst wir,
die wir doch schon den Heiligen Geist
als Vorgeschmack auf dieses neue Leben
bekommen haben,
stöhnen in unserem Innern,
weil wir sehnsüchtig darauf warten,

dass endlich sichtbar wird,
was uns Gott, als seinen Kindern, zugedacht hat.

 Eigentlich sind wir also schon gerettet,
aber noch ist alles Hoffnung -
denn wenn man es schon sehen könnte,
brauchte man nicht mehr darauf zu hoffen.

Aber weil wir auf etwas hoffen,
das wir noch nicht sehen,

brauchen wir viel Geduld und Zuversicht
um unsere Sehnsucht nicht aufzugeben.


Predigt 1. Teil

Habt Ihr das gemerkt?

Da ist immer wieder vom Warten die Rede:

In dem Psalm und auch
in den Worten des Apostels Paulus.

Wartet jemand von Euch gerne auf etwas?

Ich persönlich warte nicht gerne.
An der Kasse im Supermarkt nicht
und auch nicht mit dem Auto
an der roten Ampel oder im Stau.
Auch sonst nicht gern -
weil ich mit der Zeit, die ich warte,
doch auch etwas ganz anderes anfangen könnte.

Was?
Na ja, kommt drauf an.

Fällt Euch etwas sinnvolles ein,
was man in der Wartezeit machen kann?

Ich meine, manchmal geht das ja
auch ganz gut:

Wenn ich zum Beispiel einen Braten im Backrohr habe
und darauf warte, bis er fertig ist,
hab ich Zeit, um den Tisch schön herzurichten.
Und außerdem duftet es ja schon einmal ganz gut -
Ich kann mir also schon ziemlich sicher sein,
dass das Warten sich lohnt!

Auch, dass ich noch ein paar Tage
auf Weihnachten warten muss,
ist eigentlich gar nicht so schlecht.
Da kann ich doch noch nachdenken,
ob mir noch ein Geschenk fehlt
oder ob ich noch liebe Menschen vergessen habe,
dem ich zu Weihnachten etwas Gutes tun möchte.

Ihr zum Beispiel!
Euch könnte ich eine Geschichte erzählen vom Warten!

Diese Geschichte geht so:
Es war einmal –
genauer gesagt: im Jahr 1833 -
da hat ein junger Pfarrer in Hamburg erlebt,
wie viele Kinder in seiner Stadt
in schlimmsten Verhältnissen leben mussten
und es sich zur Aufgabe gemacht,
ein „Rettungsdorf“ für diese Straßenkinder aufzubauen:

Ein Dorf aus kleinen Häuser,
in denen die Kinder
in „Ersatzfamilien“ aufgenommen werden sollten.

Mit Hilfe von reichen Hamburger Bürgern
konnte er ein Grundstück für das geplante Dorf kaufen.

Ein altes Haus stand schon lange auf diesem Grundstück.
Es war ein Gasthaus gewesen und hieß „das Rauhe Haus“
und es hat schlussendlich
dem ganzen Rettungsdorf den Namen gegeben.

Darum herum wurden neue Häuser gebaut,
auch eine Schule für die Kinder und Werkstätten -
denn im Lauf der Zeit
wurden auch Handwerksmeister eingeladen,
bei denen die Kinder eine Lehre machen konnten.

Besonders wichtig war für den jungen Pfarrer,
er hieß übrigens Johann Hinrich Wichern,
aber auch, dass man gemeinsam Feste feierte.

Und da sollten neben Geburtstagen
die kirchlichen Feste eine besondere Bedeutung haben.
Ganz besonders wichtig
war natürlich Weihnachten und die Adventzeit davor.

Johann Hinrich Wichern war selbst
kein Freund des Wartens –
und weil er auch seine Kinder gut kannte,
dachte er sich im Advent 1839 etwas aus,
um die Wartezeit auf Weihnachten
ein wenig schöner zu machen:

Er besorgte sich ein Wagenrad
und stellte 24 Kerzen darauf,
für jeden Adventstag eine,
für die Sonntage jeweils besondere –
und jeden Tag durfte ein Kind eine Kerze mehr anzünden.

Später hat man dann begonnen,
Tannenzweige in das Rad zu stecken.

Leute, die zu Besuch waren,
wollten so etwas auch für zuhause –
und weil manche für 24 Kerzen
keinen Platz auf dem Esstisch hatten,
und für so ein Wagenrad schon gar nicht,
haben sie dann nur noch
die Kerzen für die Sonntage
auf einen Tannenzweige-Kranz gesteckt.

Wicherns Advents-Rad ist so
zu unserem Adventskranz geworden.
Sein Rettungsdorf ist ein Vorbild
für die Kinderdörfer von heute geworden
und aus dem Beginn in Hamburg
ist die evangelische Diakonie geworden,
wo es heute neben Schulen
und Kinder-Familien-Häusern
auch viele andere Betreuungsmöglichkeiten
für Alte Menschen und Beeinträchtigte gibt.

Das ist die Geschichte –
und ich habe mir gedacht,
dass wir das mit den vielen Kerzen
doch heute auch einmal ausprobieren könnten.

Ich habe mir also wie Wichern
so ein altes Wagenrad besorgt.
Genauer gesagt, sogar zwei –
eins zum Herzeigen und eins zum Aufbauen.
Dazu 24 Kerzen – und ich dachte mir,
ihr Kinder könnt jetzt einmal ausprobieren,
was heller leuchtet:
die vier Kerzen am Adventskranz
oder die 19 auf dem Wagenrad!


(Die Kinder kommen nach vorn in den Altarraum
und entzünden die Kerzen)

 

Predigt 2. Teil

Heute ist der 4. Advent und der 19. Dezember –
und nun brennen auch 19 Kerzen.

Fünf Kerzen können wir noch nicht anzünden,
die bleiben noch übrig bis Weinachten.

Aber schaut einmal:

An den Kerzen hängen kleine Zettel und
auf denen steht auch etwas drauf.

Offensichtlich haben die Kerzen,
die wir noch nicht anzünden sollen,
eine Bedeutung, einen Namen.

Hoffnung
steht bei der ersten Kerze.
Das soll wohl heißen,
dass wir nicht einfach so warten –
sondern, dass da etwas Schönes,
etwas Gutes auf uns zukommt.

Zuversicht
steht bei der zweiten Kerze.
Das ist ein etwas komplizierteres Wort als „Hoffnung“.
Aber ein sehr wichtiges.
Es bedeutet nämlich
dass man sich schon ziemlich gewiss ist,
dass das Schöne, auf das man wartet,
wirklich kommen wird
und man sich schon jetzt darauf vorbereiten kann.

Aber was kann man denn jetzt schon tun
im Blick auf Weihnachten?

Versöhnung
steht bei der dritten Kerze.
Warum denn das?
Und mit wem soll ich mich denn vesöhnen?
Ein richtig gutes Fest kann man nicht allein feiern
Und wenn man miteinander feiern will,
stört es sehr, wenn man auf andere sauer ist.
Mit wem man sich versöhnen sollte, noch vor Weihnachten –
das muss sich wohl jeder und jede selbst überlegen.
Und wie das gehen soll?
Vielleicht wird es im Licht der 19 Kerzen,
die schon brennen, deutlicher,
was man selber beigetragen hat zum Streit -
und dann ist es zum Beispiel eine gute Idee,
um Entschuldigung zu bitten …
Nicht so einfach -
aber den Versuch ist es sicher wert!

Vertrauen
steht bei der vierten Kerze.
Das könnte von selber entstehen,
wenn Versöhnung gelungen ist.
Und dann kann man es sich gegenseitig schenken
schon am Tag vor Weihnachten.
Vielleicht ist es ja sogar noch wichtiger
als die Päckchen, die dann unter dem Baum liegen.

Denn schaut einmal, was bei der letzten Kerze steht:
Vorfreude

Wenn wir diese Kerze am 24. Dezember
in der Früh anzünden,
dauert es noch ein paar Stunden bis zum großen Fest.
Wir müssen nicht mehr lange warten -
das ist dann schon einmal gut..
Aber eigentlich leuchtet die Kerze zusammen mit den anderen
dann ja sogar noch weiter in die Zukunft hinaus.
Die Kerze will uns nämlich daran erinnern,
dass die Freude ja nicht
mit dem Geschenke auspacken vorbei sein soll.
Die Kerze will uns Mut dazu machen,
auch über das Fest hinaus,
über die Feiertage und die Ferien hinaus
und bei allen Belastungen, die noch kommen,
die Freude nicht zu vergessen.

Die letzte Kerze am großen Adventkranz
ist die kleine Schwester der großen Osterkerze.
Mit ihr zusammen erinnert sie uns an zwei Sprüche von Jesus:
„Ich bin das Licht der Welt!“

hat er einmal gesagt.
Sein Licht soll mit uns sein,
auch wenn alle diese Kerzen abgebrannt sind.

Jesus hat aber noch etwas gesagt –
und auch daran soll duie kleine Kerze uns erinnern:
„Ihr seid das Licht der Welt!“
hat Jesus gesagt. Und dann:
„darum: Lasst Euer Licht leuchten
damit die Menschen eure guten Tagten sehen
und euren Vater im Himmel preisen!“

Und das wollen wir machen -
nicht nur in der Advents- und Weihnachtszeit.

Amen